Musikalische Vorgeschichte

  • Johann „Schani“ Kühbacher, musikalisches „Wunderkind“, das Violine, Flügelhorn, Klavier und Orgel spielt, unterweist eine Gruppe Burschen aus Markt Piesting (unter anderem Franz Griessmayr, Franz & „Zach“ Körrer, Mathias Hauer) im Blasinstrumentenspiel. Probenort: die Futterkammer des Gasthauses „Zum Flügelhorn“ (heute Marktplatz 25). „Die narrischen Buam spiel’n scho wieder“, hieß es im Ort.
  • Schani Kühbacher erhält die Gewerbeberechtigung zur „Musikbeistellung“ und darf nun mit seiner kleinen Kapelle bei Hochzeiten, Kirtagen und Begräbnissen aufspielen.
  • Schani Kühbacher heiratet Juliana Meitz. Bis 1914 leitet er die Geschicke der Kapelle.
  • Schanis Sohn Franz übernimmt die Kapellmeisterstelle. Er spielt Klavier, Violine, Knopfharmonika, Flügel- und Tenorhorn und hat in Wien Harmonie- und Kompositionslehre studiert. Der erste Weltkrieg dezimiert die Kapelle drastisch, was den jungen Kapellmeister zwingt Nachwuchs auszubilden.
  • Franz Kühbacher beginnt mit dem Aufbau einer richtigen Musikschule für Streich- und Blasinstrumente. Voraussetzung um dort aufgenommen zu werden: Eignungs- und Gehörtest, Bezahlung des Unterrichts, Dauer der Ausbildung drei Jahre. Die Kapelle spielt unter anderem Hochämter, Requien und untermalt als „Salonorchester“ mit 5 – 8 Mann Stummfilme!
  • Franz Kühbacher heiratet Hermine Goldfuß, die Ehe bleibt kinderlos. Wieder hinterlässt der Krieg ein tiefes Loch in der Besetzung der Kapelle. Trotzdem wird sie nach und nach wieder „spielfähig“ gemacht.
  • Franz Kühbacher (inzwischen 70) meldet das Musikgewerbe ab. Vorläufiges Ende der blasmusikalischen Vorgeschichte in Markt Piesting. Die seit 1922 unter der Leitung von Kapellmeister Franz Wöhrer stehende Kapelle aus dem Nachbarort Waldegg übernahm auch sämtliche Spielereien in Markt Piesting. Diese „Kapelle Wöhrer“ bestand noch bis 1971, begann sich aber infolge Überalterung bzw. Mangel an Nachwuchs schon um 1965 aufzulösen.

 


Geschichte des „Musikvereins Markt Piesting“

1963 – 1972 Turbolenter Start

  • 50. Geburtstag des damaligen Bürgermeisters von Markt Piesting, August Grill. Gemeinsam mit dem Ortspfarrer, Florian Kuntner, wird aus der „Katholischen Arbeiterjugend“ Nachwuchs für eine Blasmusikkapelle rekrutiert. Der Musikinstrumentenbauer Franz Votruba, der zeitgleich eine Kapelle in Muthmannsdorf aufbaut, erklärt sich bereit, für zwei Jahre als Musiklehrer und Kapellmeister zu fungieren, wenn die notwendigen Instrumente bei ihm gekauft würden.
  • Eine Rechnung über öS 30.455,-- belegt den Kauf von 15 Instrumenten inkl. Zubehör, wobei Gemeindearzt Dr. Karl Daferner zwei Instrumente für seine Söhne privat zukauft und auch KAJ-Leiter Dr. Josef Lechner sein Instrument aus Eigenmitteln finanziert. Die Proben beginnen im alten bzw. später im neuen Pfarrhof von Markt Piesting.
  • In der Christmette werden erstmalig Weihnachtslieder mit großem Erfolg vorgetragen.
  • Rückwirkend per 1.11.1963 tritt die „Musikkapelle der KAJ Piesting“ dem „Bund NÖ Blaskapellen“ bei.
  • Erste offizielle Ausrückung zu Fronleichnam „mit klingendem Spiel“! Bis dahin mußte alles neu gelernt werden: Theorie- und Musikunterricht mit den Instrumenten und das Marschieren auf der Straße (entnommen aus Originalbrief von Franz Votruba datiert mit 13.10.1984).
  • Kapellmeister Votruba beendet die Zusammenarbeit aufgrund zeitlicher Überlastung. Die Proben werden ab sofort am Sonntag nach der Messe im Hause Pfaffelmaier abgehalten. Der befreundete Musikprofessor, Otto Pecha, dessen Sohn ebenfalls dabei war, nahm sich während dieser Zeit ab und zu der Jungmusiker an.
  • Dr. Lechner und Pfarrer Florian Kuntner engagieren den Kapellmeister von Hirtenberg und Bezirkskapellmeister der BAG Baden, Josef Wiederlechner, als neuen Kapellmeister für die Piestinger Jugendlichen. Da der neue musikalische Leiter keinen Führerschein besaß, wurde er einmal wöchentlich von Pfarrer Kuntner aus Hirtenberg abgeholt und auch wieder nach Hause gebracht. Später übernahmen das die Jungmusiker, die sich dazu aber ebenfalls das Auto des Pfarrers ausleihen durften! Josef Wiederlechner kann für den Musikverein Markt Piesting als DIE prägende Persönlichkeit der Anfangsjahre bezeichnet werden. Durch Zielstrebigkeit, Genauigkeit und vielleicht auch Verbissenheit gelang es ihm aus dem „musikalischen Haufen“ eine einsatzfähige Musikkapelle zu machen.
  • Musikverein zu begeistern (Originalbrief vorhanden). Auch in der NÖN erscheint ein halbseitiger Bericht. Jänner 1972 Namensänderung in „Musikverein Markt Piesting“
    Erster Obmann: Josef Vogl (heute Ehrenbeirat!)

 


1973 – 1982 Wiederlechner prägt das Vereinsgeschehen

  • Neuer Obmann: Josef Pfaffelmaier Anschaffung der ersten einheitlichen Uniformen zum 10jährigen Bestandsjubiläums. Festlichkeiten anlässlich des Jubiläums (geplantes Musikertreffen) können aufgrund der Maul- und Klauenseuche nicht stattfinden (behördliches Verbot von Menschenansammlungen). Nur ein Festkonzert findet statt, vermutlich das erste Konzert dieser Art in der jungen Vereinsgeschichte!
  • Krankheitsbedingte Zwangspause für Kpm. Wiederlechner, Kpm.-Stv. Johann Hayden übernimmt interimsmäßig für ein halbes Jahr die musikalische Leitung.
  • Karl Baumgartner übernimmt als Obmann.
  • Anschaffung neuer, grüner Uniformen.
  • Kpm. Wiederlechner verstirbt unerwartet einen Tag nach Fronleichnam. Johann Hayden übernimmt die Funktion des Kapellmeisters. Der vereinsinterne Bläserunterricht wird aufgegeben und in die neu organisierte Musikschule integriert.
  • Erstmalig wird bei einem Wertungsspiel ein „Erster Rang mit Auszeichnung“ erspielt, dem viele weitere folgen sollten!
  • Im Keller der Hauptschule wird ein neuer Probenraum eingerichtet.
  • Als einzige Publikation bringt der Musikverein eine Kassette mit dem Titel „Im Dorfwirtshaus“ heraus, wobei neun der gespielten Kompositionen vom damaligen Kpm. Hayden stammen. Außerdem ist die einzig bekannte Komposition von Josef Wiederlechner, ein Marsch mit dem Titel „Gruß an Piesting“, darauf zu hören. Dieser Marsch ist auch Teil des Festkonzertes anlässlich des 50jährigen Bestandsjubiläums am 13. April 2013!

 


1983 – 1992 Eine neue Ära

  • Zum 20jährigen Gründungsjubiläum erreicht die Mitgliederanzahl erstmalig über 30 aktive Musiker. Es wird mit einem Marsch durch Markt Piesting und Dreistetten und mit einem Festkonzert beim „Postl-Wirt“ gefeiert, zu dem auch LH Siegfried Ludwig als Ehrengast begrüßt wird.
  • Übersiedelung des Probenraumes in ein Extrazimmer des ehemaligen „Gasthauses Stix“, das mit verschiedenen Ebenen ausgestattet wird und als Fixum gedacht war.
  • Zum 25jährigen Bestandsjubiläum wird ein großes 3tägiges Fest auf der Wiese des Raiffeisen Spielparks, sowie ein Bezirksblasmusiktreffen veranstaltet, das ein großer Erfolg wird.
  • Die hellblauen Uniformen werden angeschafft.

 


1993 – 2002 „Nachwuchs“ rückt in Funktionärspositionen

  • Aufgrund des Verkaufs des ehemaligen Gasthauses Stix durch die Gemeinde erneute Übersiedelung des Probenraumes in einen der ehemaligen Prunkräume der „Seiser-Mühle“, der notdürftig mit Scheinwerfern und einer Heizkanone benutzbar gemacht wird.
  • Ehrenpreis in Bronze des Landes NÖ für drei Auszeichnungen in Folge bei den Konzertwertungsspielen für Kpm. Hayden.
  • Neuer Obmann wird Ing. Christof Hackl. Christian Krenn gründet im Rahmen der Musikschule eine „Jugendblaskapelle“, als „Kaderschmiede“ für den Musikverein.
  • Nachdem er bereits 1996 kurzzeitig den Taktstock geführt hatte, übernimmt Christian Krenn die musikalische Leitung des Vereins. Johann Hayden wird zum Ehren-Kapellmeister, Karl Baumgartner zum Ehren-Obmann ernannt und Josef Vogl zum Ehren-Beirat.
  • Übersiedelung des Probenraumes ins Kinderfreunde-Heim in der Kupelwieserstraße.
  • Mit 46 eingetragenen Mitgliedern (inwieweit auch regelmäßig aktiv kann nicht mehr festgestellt werden) erreicht die Anzahl der Musiker einen Höchststand. Ehrenpreis in Silber des Landes Nö für sechs Auszeichnungen in Folge bei den Konzertwertungsspielen für Kpm. Christian Krenn.

 


2003 -2012 Endlich Aussicht auf ein eigenes Vereinslokal

  • Christian Krenn tritt überraschend zurück. Josef Wittrich jun. wird neuer Kapellmeister in Markt Piesting.
    Erste Gespräche bzgl. einer Integration eines neuen Musikerheimes im geplanten neuen Feuerwehrhaus mit Bgm. Ing. Gerhard Baumgartner.
  • Das neue Musikerheim nimmt Formen an. Ehrenpreis in Bronze des Landes NÖ für drei Auszeichnungen in Folge bei Konzertwertungsspielen für Kpm. Josef Wittrich.
  • Übersiedelung ins erste eigene „Zu-Hause“ des Musikvereins! Nach 45 Jahren Wanderung durch diverse, adaptierte, provisorische Probenräume, hat der Musikverein endlich ein akkustisch und optisch einwandfreies Probelokal! Gabriele Machacek übernimmt als erster weiblicher „Obmann“ die administrativen Geschicke des Vereins.
  • Wolfgang Roppert löst Pepi Wittrich als Kapellmeister ab, der als aktiver Musiker und Leiter der Jugendblasmusik dem Verein erhalten bleibt.

 


2013 – 2022 Musikverein in weiblicher Hand

  • 50jähriges Gründungsfest wird mit mehreren, über das Jahr verteilten, Veranstaltungen gefeiert. Das Konzert übersiedelt vom Turnsaal der Volksschule in den der Neuen Mittelschule und man schafft dort eine vollkommen neue Konzertatmosphäre, die über die folgenden Jahre noch verbessert wird. Erstmals tritt der Musikverein unter Stabführer Joachim Pachler zu einer Marschmusikbewertung an.
  • Viktoria Pfaffelmaier löst Wolfgang Roppert als Kapellmeisterin ab und ist mit 21 Jahren nicht nur die jüngste musikalische Leitung des Vereines, sondern auch die erste weibliche Kapellmeisterin in Markt Piesting.
  • Der Musikverein erhält den Ehrenpreis in Silber von LH Erwin Pröll für 1400 erreichte Punkte bei diversen musikalischen Bewerben, den Kapellmeisterin Viktoria Pfaffelmaier, Obfrau Gabi Machacek und Schriftführer Christof Hackl in Begleitung von Bürgermeister Roland Braimeier bei einem Festakt in Mauerbach entgegennehmen.
  • Erstmals bei einer Konzertwertung tritt der Verein in der blasmusikalischen Oberstufe C an und erspielt auf Anhieb über 90 Punkte.
  • Viktoria Pfaffelmaier erhält die Dirigentennadel in Bronze von Bezirkskapellmeister Hannes Herbst überreicht. Sie hat mit dem Musikverein bei der Teilnahme an Konzertwertungen drei Mal in Folge über 90 Punkte erspielt.
  • Zum 55jährigen Bestehen wird das äußere Erscheinungsbild erneut verändert. Mit finanzieller Unterstützung der Gemeinde Markt Piesting und Sponsoren präsentieren die Musikerinnen und Musiker beim „Musikverein in concert“ die neue Vereinstracht mit Dirndl für die Damen und Gilet mit Einstickung für die Herren.
  • Aufgrund einer Systemumstellung des Landes gibt es erneut einen Ehrenpreis für den Musikverein. Kapellmeisterin Viktoria Pfaffelmaier und Obfrau Gabi Machacek nehmen den Ehrenpreis in Bronze für achtmaliges Antreten bei Konzert- und Marschmusikbewertungen von LHFrau Johanna Mikl-Leitner und Landesobmann Peter Höckner im Haus der Musik in Grafenwörth entgegen.
  • Die Corona-Pandemie zwingt auch den Musikverein Markt Piesting zur Einstellung sämtlicher musikalischer Aktivitäten. Erstmals seit 1973 muss das Konzert abgesagt werden. Auch eine Generalversammlung kann in diesem Jahr nicht durchgeführt werden, die Funktionsperiode der Funktionäre wird um ein Jahr verlängert.
  • Auch in diesem Jahr kann kein Konzert stattfinden. Da die meisten Feste und Veranstaltungen mit Menschenansammlungen im Sommer nicht stattfinden organisiert der Musikverein eine „Sommertour“ durch Lokale und Freiluftveranstaltungen und kann sich so musikalisch über die zweite Corona-Saison retten. Eine Generalversammlung kann auch in diesem Herbst nicht einberufen werden.
  • Im März findet endlich eine Generalversammlung statt. Konrad Rabel übernimmt als Obmann, gemeinsam mit Stefan Roppert. Im April darf auch endlich wieder ein Konzert gespielt werden. Auch an der Marschmusik- und Konzertbewertung wird wieder sehr erfolgreich teilgenommen. Stabführer Joachim Pachler freut sich über die goldene Stabführernadel für 9maliges Erreichen von über 85 Punkten in Folge bei einer Marschwertung.